10. Geschichtsmesse, 19.–21. Januar 2017, Ringberg Hotel, Suhl
Kommunismuserbe – Populismus – Extremismus:
Herausforderungen für die historische Aufarbeitung
und die Demokratie in Europa

 

Dr. Wolfgang Welsch arbeitete als Schauspieler bei der DEFA und dem Deutschen Fernsehfunk. Nach einem Fluchtversuch wurde er im Mai 1964 verhaftet und in zwei Prozessen zu viereinhalb Jahren Haft, u.a. wegen „staatsgefährdender Propaganda“ verurteilt. 1967 aus der Haft entlassen, drehte er einen Dokumentarfilm gegen das SED-Regime. Durch Verrat wurde er Monate später erneut verhaftet und wegen „Hochverrat“ zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach fast sieben Jahren politischer Haft kaufte ihn die Bundesregierung 1971 frei. Als Doktorand begann er an der JLU Gießen ein Studium der Soziologie, Politikwissenschaft und Philosophie und wurde mit einer Arbeit über das MfS promoviert. Als Fluchthelfer verhalf er über 200 Menschen zur Freiheit. Das MfS versuchte mehrmals, ihn zu ermorden. Seine Erinnerungen schildert er in „Ich war Staatsfeind Nr. 1. Als Fluchthelfer auf der Todesliste der Stasi“ (9. Aufl. 2015).

Sektion: Gelebte Geschichte — Zeitzeugen in der Bildungsarbeit Dr. Wolfgang Welsch „Zeitzeugen in der Schule. Erfahrungen – Kritik – Perspektiven“

Mit dem Zusammenbruch der DDR und den Ergebnissen der Enquete-Kommission werden von vielen Schulen und Institutionen auch immer mehr Zeitzeugen zur DDR- und MfS-Geschichte angefragt und eingeladen. Die Zahlen der Zeitzeugenbörsen geben ein beredtes Beispiel dafür. Die Frage ist nun, wie laufen Zeitzeugengespräche v.a. in Schulen ab, wie werden sie organisiert und bewertet? Welche Überlegungen müssen in den Schulen im Vorfeld angestellt werden und dann in die Praxis umgesetzt werden? Welche Anforderungen werden an den Zeitzeugen gestellt und welche Rolle ist man selbst bereit, dabei zu spielen? Andererseits ist auch jeder Zeitzeugen-„Auftritt“ ein Novum; kein Zeitzeugengespräch verläuft wie das andere. Was bedeutet dies für den Zeitzeugen? Wie muss er sich vorbereiten und welche organisatorischen Rahmen gibt es dabei? Was können und sollen Schulorganisationen dabei leisten? Grundsätzlich geht es auch um die Funktion von Zeitzeugen, zumal es bis heute immer noch weitgehend „Betroffene“ sind, die „Zeugnis ablegen“. Wie ist ihr Verhältnis zu Historikern, zu Schulbüchern, wie bewerten sie die Lehrpläne und den darin vorgegebenen Unterrichtsstoff zum Thema DDR/MfS? Wolfgang Welsch war mit seinen Vorträgen an Hunderten von Schulen und besitzt deshalb einen reichen Erfahrungsschatz. Er fasst in seinem Suhler Vortrag die Gesamtproblematik des Zeitzeugens als „Berufung“ zusammen und stellt sich den Fragen und der Diskussion.

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